Nachhaltige Bergausrüstung mit und ohne Fragezeichen

31. März 2022

Hefteralm im Chiemgau bei Grassau

Nachhaltige Bergausrüstung mit und ohne Fragezeichen

In den vergangenen acht Monaten habe ich eine nicht unerhebliche Summe an Berg- und Wanderausrüstung ausgegeben. Zwei Dinge.

*) Sind die gekauften Artikel wirklich ihr Geld wert? und

*) Was bedeuten diese inflationär verwendeten Nachhaltigkeitszertifikate?

Vegane Raptoren

Als erstes stelle ich fest, dass ich seit dieser Zeit mit einigen – zwar ausgestorbenen, aber fleischfressenden Wesen unterwegs bin. Raptoren. Ein Claim Raptor und zwei La Sportiva Raptoren. Aus Kunststoff. Vermutlich haben sie die Rinder aufgefressen, die früher für Bergschuhe und Schnallen herhalten mussten. Was bewegt einen Hersteller also, derartige Bezeichnungen zu verwenden? Hauptsache vegan? Wohl nicht.

Beam me up – Scott

Eine meiner ersten merkwürdigen Erfahrungen mache ich im November, als ich mit einer Jacke der Marke Scott unterwegs bin. Laut Hersteller mit bester Wärmeleistung. Ich zähle nicht zu den Frierkatzen und die Temperatur im Wald liegt bei maximal fünf Grad Minus im Tal, oben Null Grad. Kaum Wind. Trotzdem fühlt sich mein rechter Oberarm kalt an. Okay, denke ich. Die sonnenbestrahlte Seite ist links, wird sich bald ändern. Nach der folgenden 180 Grad Kehre bleibt das aber gleich und ändert sich auch nicht mehr. Gar niemalsnicht mehr. Ich benutze die Jacke seither für kurze Einkaufstouren mit dem Auto und für Diskussionsgespräche mit meinen Nachbarn am Zaun. Der Reißverschluß ist für Männer seitenverkehrt (für Divers? vielleicht richtig), jedenfalls viel zu „piepsig“, auch mit dünnen Handschuhen nicht zu bedienen. Nach der ersten Tour stelle ich zudem fest, dass die Oberfläche meines Rucksacks nicht mit der Oberfläche der Jacke harmoniert. Scheuerstellen. Aber derweil die Oberfläche glatt ist, lässt sie sich prima unter einer „Hardshelljacke“ tragen (Herstellerempfehlung). Erst dann lässt warscheinlich auch diese Kälteempfindung am rechten Oberarm nach. Sofern man nicht zwischenzeitlich verdampft ist.

Ich kaufe drei Tage später eine leichte Salomon Daunenjacke und bin seither zufrieden.

Schuhe und Onlinegeschäfte

FFP2 Masken und Schleifstaub gehören von mir aus eng zusammen, im Notfall (Verhungern und Verdursten) betrete ich damit einen Supermarkt, ein Einzelhandelsgeschäft nur ganz selten oder gar nicht. Also Onlinebestellungen. Bei Jacken, Leibchen und langen Unterhosen mag das ja noch gehen, bei Schuhen ist das schon schwieriger. Bergschuhe? Wanderschuhe? Zustiegsschuhe? Trailrunning Schuhe? Stiefel? Slipper? Barfußschuh? Die Webseiten suggerieren, dass man immer ganz nahe dran ist am Vergnügen, aber nie vollkommen dabei. Klassisches Upselling heißt man das. Im Buhlen um den letzten Kunden sind Hersteller und Läden wohl auch gezwungen?, immer neues (und immer absurderes) zu erfinden. Sogar Alterbeschränkungen? Wie beim Rauchen. Siehe Screenshot.

Schon im Oktober weiß ich nicht so recht, was ich kaufen soll. Lande bei Decathlon und bestelle einen schicken Bergsstiefel. Optik und Praktikabilität laufen manchmal diametral auseinander. Neben hohem Gewicht stören mich insbesondere die ungekochten Kartoffeln, die irgendwo ins Innenfutter gearbeitet sein müssen. Ich trage den Schuh beim Arbeiten am Computer, beim Abwasch und auf der Toilette, laufe damit in der Wohnung herum. Aber er drückt – und kneift – und drückt. Ich schicke ihn zurück, warte zwei Monate ab, trage meine alten Schuhe, hole tief Luft, nehme meine FFP2 Maske und fahre nach Gmund am Tegernsee in den Shop von Bergzeit. Mein Fuß wird vermessen, ich werde exzellent beraten und verlasse den Laden mit einem SCARPA Ribelle und einem fetten Store-Rabatt von 30%. Schon auf der Rückfahrt nach Übersee kommen mir Zweifel …. NEIIIIN … es war nicht so. Aber die Pointe kommt erst noch. Im Februar laufe ich am Erlbergkopf, als mir ein Wanderer mit sichtlichen Schmerzen an den Füßen entgegenkommt. Es sieht aus, als drücken ihn Kartoffeln im Innenfutter …. Es ist die Sorte Schuh, die ich zurückgeschickt habe. Da lobe ich dann gleich das Fernabgabegesetz.

Nachhaltigkeit

Auch nach einigen Onlinebestellungen bleibt mir der Begriff suspekt. Aktueller Hintergrund ist ein Bericht über NIKE, derdiedas (sucht euch was aus) großkotzig angibt, alte Turschuhe zu recyceln. Der NDR macht die Probe aufs Exempel und stellt fest, dass auch niegelnagelneue Retourenware zerkrümelt wird. Warum? Die Kollektionen in der Branche wechseln manchmal sogar zweimal(!) im Monat, die Produktion der Ware ist unverschämt billig, Versandrückläufer (da schon veraltet) umverpacken, neu katalogisieren und wiederverkaufen vergleichsweise teuer. Also weg damit und das ganze mit einer Nachhaltigkeitskampagne für „Gebrauchtes“ übertünchen. Natürlich weiß bei NIKE garniemandnicht von solchen Dingen. Obwohl es auf Filmen festgehalten wurde. Der NDR halt – diese schlimmen Verschwörungstheoretiker.

Recherchiert man Zertifikate, dann stellt man fest, dass Konzerne dahinterstecken, dahinter wieder Konzerne. Und Begrifflichkeiten. Wer meint, dass Bioplastik in einen „natürlichen“ Kreislauf zurückgeführt werden kann, der irrt. Plasik bleibt Plastik. Manche Hersteller bezeichnen aber ihr Bioplastik als nachhaltig. „Keine Kinderarbeit“ gilt heute schon als nachhaltig. Ich halte derartige Begrifflichkeiten dann für billig. Auf fast allen Webseiten schauen junge Menschen leicht abwesend in ein Smartphone.

Ich unterstelle JEDEM, dass er es ernst meint. Nachprüfbar ist es nicht. Wenn allein schon die Recherche schwer fällt.

Über einen unbrauchbaren Raptorenrucksack habe ich bereits hier berichtet.

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