Blumenwiese in Bad Reichenhall

Streuwiese im Nonner Oberland Bad Reichenhall

Da stehe ich nun. An einem Sonntagmorgen früh um halb acht bis zu den Oberschenkeln in einem duftenden, bunten Blütenmeer. Gedankenlos und still. Zunächst. Nur der Verschluß meiner Kamera tackert Bild für Bild auf die Speicherkarte. Die Szenerie berührt mich. Glockenläuten aus der Stadt. Eine geschützte Streuwiese im Nonner Oberland von Bad Reichenhall, von deren Art es immer weniger gibt.

Immer weniger? Stimmt das wirklich? Also beginne ich für den Beitrag ein wenig zu recherchieren und lande ganz am Ende bei den Großkonzernen der Agrarindustrie.

Der Wald blüht auf“ melden die bayerischen staatlichen Staatsforste Mitte August 2018 und weisen eine Fläche von 185 Fußballfeldern für Blumenwiesen aus. Steht in der BILD online :), ist das jetzt gelogen oder wahr? Okay, 185 Fußballfelder oder umgerechnet 131 Hektar, nicht gerade wenig. Aber was wird dann jährlich an Flächen vernichtet? Auf der Webseite des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz werde ich fündig. Im Jahr 2017 wurden 11,7 ha täglich in Siedlungs- und Verkehrsflächen gewandelt. Dort heißt es im übrigen auch nicht Flächenvernichtung sondern Flächenverbrauch und obendrauf hat man die Ermittlungsdaten für die Statistik ab 2013 auch noch dezent „angepasst“.

Eine Ursache für das jetzt niedrigere Niveau des täglichen Flächenverbrauchs nach der Umstellung der Eingangsdaten von ALB auf ALKIS ab 2013 ist, dass nunmehr Flächen, die früher zur Siedlungs- und Verkehrsfläche gerechnet wurden, jetzt anderen Kategorien zugeordnet sind. So werden z. B. gewidmete, aber unbebaute Bauplätze bis zu ihrer tatsächlichen Bebauung in der Regel der Kategorie Unland oder der ursprünglichen Nutzung (z. B. bei Acker- und Grünland) zugeordnet.

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz im Flächenverbrauchsbericht 2018

Das alles lasse ich unkommentiert stehen. Jedoch. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich besser nicht weiter recherchieren sondern in die Berge zum Wandern gehen sollen ….

Liebe BAYERs und Monsantos …

… ihr könnt mich ab heute in die Liste eurer Kritiker aufnehmen. Sofern sie denn noch weiter akualisiert wird. Woran ich fest und sicher glaube. Auch wenn ihr im Moment Gegenteiliges behauptet.

Allein für Deutschland seien rund 300 Namen von Politikern, Journalisten und Umweltschützern aufgeführt, wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Branchenkreise berichtet.

SPIEGEL online vom 23.05.2019

Oder …

Die Listen, die der umstrittene US-Saatguthersteller und Glyphosat-Produzent Monsanto seit 2015 anlegte, dienten nicht nur dazu, sogenannte Stakeholder in Gut und Böse einzuteilen. Man wollte sie auch gezielt überwachen und wenn nötig diskreditieren, um öffentliche Debatten zu gewinnen und seine Produkte voranzubringen. Solche Praktiken, so Berninger, werde es unter seiner Führung nicht mehr geben.

Vorläufig beendet sei deswegen die Zusammenarbeit mit der zuständigen PR-Agentur Fleishman Hilard, die auch in Deutschland für Monsanto tätig war. Bayer werde eine Anwaltskanzlei beauftragen, das Vorgehen von Monsanto zu untersuchen. Bereits am Wochenende hatte Bayer um „Entschuldigung“ gebeten und sich von Monsanto abgegrenzt: „Dies ist nicht die Art, wie Bayer den Dialog mit unterschiedlichen Interessengruppen und der Gesellschaft suchen würde.“

SPIEGEL online vom 13.05.2019

Wißt ihr, was das da oben auf den Fotos ist? Kleiner Nachhilfeunterricht. Kein monotones Rapsfeld, kein überdüngtes Maisfeld, keine pestizidbehandelte Weidefläche. Nein. Ganz simpel. Eine Blumenwiese. Ja, richtig gelesen, eine einzelne B.L.U.M.E.N. wiese auf einem einzigen halben Quadratkilometer (gefühlt und geschätzt). Eine, wie man sie vor fünfzig Jahren, als ich zwölf gewesen bin, vielerorts vorgefunden hat.

Heute sind Blumenwiesen „ausgewiesene Schutzgebiete“ und alleine das ist schon ein Skandal für sich.

Wisst ihr, was da alles wächst? An Eßbarem, an Heilpflanzen? Zum Beispiel. Quendel (Wilder Thymian), Giersch, Arnika, Spitzwegerich, Labkraut, Frauenmantel, Schafgarbe, …. Und wißt ihr, was ihr da eigentlich veranstaltet? Mit eurer ungebremsten Förderung monotoner Anbauflächen, mit Pestiziden, Fungiziden, Wachstumshemmern, Gentechnik?

Ich mag es gar nicht schreiben, so einfach ist das. Ihr greift derartig stark in natürliche Abläufe ein, dass ihr uns Step by Step die Nahrungsgrundlage entzieht. Insekten und insbesondere Bienen sind nicht nur „Quälgeister“, sondern sorgen durch Bestäubung für Artenvielfalt. Vögel fressen Insekten, sorgen damit für ein natürliches Gleichgewicht und über ihren Kot für -genau- diese Artenvielfalt.

Ihr amüsiert euch vielleicht über Mao Tse Tung und den Kommunismus, habt aber vielleicht vergessen (oder nie mitbekommen), dass der „Große Vorsitzende“ ab 1956 nahezu alle Spatzen in China ausrotten lies. Die Folge war eine Insektenplage, die mit Pestiziden „bekämpft“ wurde. Dieser Einsatz wiederum führte zu einem Bienensterben. Noch heute werden deshalb Obstplantagen im Reich der Mitte von Menschen bestäubt. Nein, das ist keine Verschwörungstheorie, sondern blanke Realität, schaut euch einfach „More Than Honey“ (2012) von Markus Imhoof an. Gibt es nicht umsonst, muss man kaufen. Oder lest mal die richtigen Rubriken in der WELT. Die Rubrik heißt übrigens „Natur und Umwelt“ und nicht „Wirtschaft“, „Börse“ oder „Finanzen“.

Solltet ihr eure Führerscheine vor dem Jahr 1990 gemacht haben, so wird euch vielleicht auffallen, dass man bei einer abendlichen Fahrt zwischen München und Würzburg nicht mehr an der Raststätte Feucht zwischenhalten muss, um Frontscheiben und Scheinwerfer von toten Fliegen zu befreien. Warum nur? Sicher nicht, weil die Larven jetzt Nintendo spielen.

Anmerkungen:

  • Matthias Berninger war 1994 der jüngste Kandidat überhaupt, der für Bündnis90/Die Grünen in den Bundestag einzog. Von 2007 bis 2018 war er Lobbyist für den „Nahrungsmittel-“ 🙂 und Süßwarenkonzern Mars Incorporated. Seit 1.01.2019 Leiter Public and Governmental Affairs der Bayer AG in Washington D.C..
  • Es lohnt sich durchaus, auf den zitierten SPIEGEL Online Seiten die Kommentare zu lesen. Dort wird unter anderem auch der Kauf von Monsanto durch BAYER mit einem Aufstieg zum potenziellen „Global Player“ glorifiziert. Liebe Leut´. Hier geht es um eine akute und langanhaltend schleichende Umweltvergiftung! Und nicht um Umsatz und Rendite!
  • Abgesehen vom Deutschen Alpenverein bin ich kein Mitglied irgendeiner (politischen) Vereinigung. Ich gehe seit 1999 zu keiner Wahl und bin ansonsten eher stiller Beobachter denn Umweltaktivist.
  • Ich nehme kein ASPIRIN®, sondern trinke Leitungswasser. 184 groß bei 79 Kilogramm, überstandener schwerer BurnOut (mit natürlichen Mitteln behandelt und nicht „bekämpft“), falls das für eure Recherchen relevant ist. Wenn ich auf eurer Stakeholderliste als „armer Irrer“ geführt werde, so ist das euer Problem. Nicht meines.

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